
"10 Jahre - 100 Geschichten" - unsere digitale Vitrine!
Die Welt der Pfahlbauten ist bunt und vielfältig!
Durch die aussergewöhnlich guten Bedingungen in der feuchten Umgebung von Seen und Mooren, haben sich sehr unterschiedliche Gegenstände erhalten. Aber sehen Sie selbst was uns die Funde über das Leben der Jungsteinzeit und Bronzezeit erzählen...
Dank der großzügigen Bereitschaft und Zusammenarbeit von über 30 Museen, Sammlungen und Archiven rund um die Alpen, finden Sie in unserer digitalen Vitrine einen spannenden Einblick in die bunte Welt der Pfahlbauten.

Bohrunfall
Lochäxte aus Grüngestein wurden in der Jungsteinzeit beidseitig mit Hohlbohrern aus Holunderholz und Sand durchlocht. Dabei entstanden doppelkonische Bohrkerne. Bei der Arbeit in der Seeufersiedlung Ermatingen-Westerfeld ging ein Halbfabrikat in die Brüche. Man kann auch 5000 Jahre später den Frust der Handwerkerin nachvollziehen.

© AATG
Jungsteinzeitliche Sandale
Die Sandale, die in der Seeufersiedlung St. Blaise / Bains des Dames im Zuge von Ausgrabungen beim Autobahnausbau gefunden wurde, ist eines der bisher wenigen Exemplare für urgeschichtliche Schuhe. Dieser Schuh bestand aus mehreren Streifen Eichenbast zwischen Schnürstreifen und wurde mit dünnen Schnüren am Fuss gehalten, von denen einige Fragmente überliefert sind.

© Laténium, Yves André
Ansprache : Schuh
Material : Eichenbast und -rinde
Datierung : Späte Jungsteinzeit

Ein steinzeitlicher (An)Blick
Dieser Schädel wurde bei den Ausgrabungen der Fundstelle Gletterens/Les Grèves gefunden. Bei allen drei menschlichen Knochenfunden aus dieser Siedlung handelt es sich um Schädel. Sie sind tatsächlich die direktesten Zeugnisse der Bevölkerung, die einst in diesem Pfahlbaudorf gewohnt hat.

© SAEF
Ansprache : Menschlicher Schädel
Material : Knochen
Datierung : Jungsteinzeit, 3300 - 3100 v. Chr.

© SAEF
„Wenn wir hier nichts finden, dann nirgendwo.“
Auf einer Halbinsel im Schreckensee bei Wolpertswende entdeckt der Biberacher Zahnarzt Heinrich Forschner im Juli 1921 die Reste einer jungsteinzeitlichen Siedlung. Vom Besitzer der Wiese waren 2 m lange Eichenpfähle ausgezogen worden. Bei der Grabung 1923 findet Forschner Hölzer, Keramik, Knochen- und Steinobjekte in einer 60 cm starken Kulturschicht. Es ist die einzige umfassende Schichtenfolge Oberschwabens von der ausgehenden Jungsteinzeit bis in die Frühbronzezeit.

© Museum Biberach
Ansprache : Zwischenfutter für Steinbeilklingen
Material : Hirschgeweih
Datierung : Jungsteinzeit, 2.900 - 2.600 v. Chr.
Sonstiges : Sammlung Forschner

Bernsteinkette
Der Dorfchef war sehr stolz: eine Bernsteinkette war sogar bis nach Lagazzi gekommen! Sie ist ein sehr mächtiger Talisman - ein durchsichtiger Stein, der die Farbe der Sonne hat! Es ist schwierig, ihn zu bekommen: er kommt nämlich aus fernen nördlichen Meeren und der Weg, den die kleinen Gegenstände zurücklegen müssen, ist lang. Vielleicht kam die Kette zusammen mit anderen kostbaren Waren wie Zinn.

© Museo Archeologico Platina
Ansprache : 17 Bernsteinperlen in hervorragendem Zustand
Material : Bernstein
Datierung : Frühe Bronzezeit
Statussymbol
Gehörten die Spirale und der Dolch einer reichen Person, die in der Jungsteinzeit am Greifensee lebte oder wurden die Objekte in unterschiedlichen Haushalten aufbewahrt? Sicher ist, vor 5700 Jahren als der Hauptwerkstoff für Schmuck und Geräte Stein war, müssen sie unheimlich begehrt gewesen sein. Dolch und Spirale sind die ältesten Kupferobjekte aus dem Kanton Zürich. 1979 wurden sie von Tauchern in der jungsteinzeitlichen Pfahlbausiedlung Greifensee-Storen/Wildsberg gefunden.

© Kantonsarchäologie Zürich, M. Bachmann
Ansprache : Dolch, Spirale
Material : Kupfer
Datierung : Jungsteinzeit (Pfyn)
Sonstiges : Die Originalfunde können vom 12.04.-31.10.2021 in der Sonderausstellung die Pfahlbauer*in im Museum Pfäffikon am Pfäffikersee besichtigt werden.
Feuersteindolch mit Holzgriff
Die Klinge des Dolchs ist ein Importstück aus Oberitalien, der Feuerstein stammt vom Monte Baldo am Gardasee. Nach langer Nutzung und vielen Überarbeitungen ging der Dolch im heutigen Strandbad Allensbach verloren. Er ist neben dem Ötzi-Dolch, der einzige Dolch, bei dem noch die Schäftung erhalten ist. Der Griff besteht aus Holunderholz, die Klinge wurde mit Birkenteer befestigt.

© Archäologisches Landesmuseum, Manuela Schreiner
Ansprache : Dolch
Material : Silex, Holunder, Birkenpech
Datierung : Jungsteinzeit, 2900-2800 v. Chr.
Sonstiges : Literatur: H. Schlichtherle, Ein scharfes Ding, Der Feuersteindolch von Allensbach. In: 4000 Jahre Pfahlbauten (2016) 425ff. Abb. 645
Grosser Haken - grosser Fisch
Dieser grosse Angelhaken, er ist 12 cm lang, wurde aus einem Knochen geschnitzt. Es ist ein einzigartiges Stück, denn normalerweise wurden Haken dieser Art und Grösse aus Geweih oder Eberzahnlamellen gefertigt. Dem Hecht, der vor 6000 Jahren im Burgäschisee damit gefangen wurde, dürfte dies jedoch keine Rolle gespielt haben.

© Archäologisches Museum Kanton Solothurn
Ansprache : Angelhaken
Material : Knochen
Datierung : Jungsteinzeit, um 3800 v. Chr.

Pfahlbaugarn
Über hundert Meter feinste gezwirnte Schnur aus Leinenfasern sind auf diesem Knäuel aufgewickelt. Es ist das Ergebnis stundenlanger Arbeit. Vielleicht sollte daraus einst ein Fischernetz entstehen. Bevor es jedoch dazu kam, wurde das Knäuel bei einem Siedlungsbrand zerstört. Die verkohlten Reste haben sich bis heute erhalten.

© Kantonsarchäologie Luzern
Ansprache : Schnurknäuel
Material : Flachs
Datierung : ca. 4000 v. Chr.
Sonstiges : Fundstelle: HitzkirchSeematte, Baldeggersee
Postkarte
IV. Kongress zur Urgeschichte Frankreichs. Chambéry, 1908, Lac du Bourget, "Pfahlbaufischerei"
Diese Postkarte wurde 1908 anlässlich des "Congrès préhistorique de France" herausgegeben, der Wissen zur Altsteinzeit und Jungsteinzeit aber auch zu den Metallzeiten weiterverbreiten sollte. Zu diesem Anlass wurde im Lac du Bourget eine grossangelegte "Antiquitätenfischerei" organisiert, die so manche Privatsammlung und später auch Museen ins ganz Europa bereicherte.

© Musée Savoisien, Département de la Savoie, Solenne Paul
Ansprache : Postkarte "Pfahlbaufischerei"
Material : Papier
Datierung : 1908
Sonstiges : Fotograf der Postkarte: Fouin / Inv. CP 4156.
Votivgaben
Die Seeenge zwischen Rapperswil und der Landzunge Hurden bildet seit Jahrtausenden eine wichtige Verbindung. Die Untiefe wurde spätestens ab der Frühbronzezeit mit Steganlagen überbrückt, spätere Strukturen datieren in die Eisenzeit, römische Zeit und das Mittelalter. Die Häufung vorgefundener Bronzenadeln und weiterer Artefakte deuten darauf hin, dass hier gezielt Objekte niedergelegt wurden.

© Amt für Städtebau - Unterwasserarchäologie Zürich
Ansprache : Deponierungen bei der Seeenge Rapperswil-Hurden
Material : Bronze und Keramik
Datierung : Mittel- und Spätbronzezeit

© Amt für Städtebau - Unterwasserarchäologie Zürich
Zierde oder Schutz
Der Murtner Lehrer Jakob Süsstrunk führte in den Jahren 1880 bis 1884 Ausgrabungen in der Region. Er entdeckte in der bronzezeitlichen Station Muntelier/Steinberg ein neolithisches Dorf. Zu den unzähligen Fundobjekten gehört dieser Anhänger. Als wertvoller Schmuck waren solche Steinhänger im 3. Jht. v. Chr. beliebt. – Und vielleicht konnten sie ja auch die Menschen vor Gefahren und Krankheiten schützen?

© Museum Murten

Amulett aus Kupfer
Die Kupferscheibe aus der Pfahlbausiedlung Hornstaad gehört zu den ältesten Metallfunden Mitteleuropas. In der Experimentierphase mit dem neuen Rohstoff Kupfer wurde die ursprünglich goldglänzende Scheibe wohl als Schmuckstück oder Amulett getragen. Für den Träger oder die Trägerin der Scheibe war sie sicher ein kostbarer Besitz und machte den Rang für alle sichtbar.

© Archäologisches Landesmuseum Baden-Württemberg, Manuela Schreiner
Ansprache : Kupferscheibe/Amulett
Datierung : Jungsteinzeit, 3917-3909 v. Chr.
Sonstiges : Literatur: M. Heumüller, Goldener Schein – Die Kupferscheibe von Hornstaad In: 4000 Jahre Pfahlbauten (2016) 166 Abb. 222 ; M. Heumüller, Der Schmuck der jungneolithischen Seeufersiedlung Hornstaad-Hörnle IA im Rahmen der mitteleuropäischen Mitte
Gut beschuht
„Pfahlschuh“ nennt sich das seltsame Stück Holz mit dem Loch in der Mitte. Was wie moderne Kunst aussieht, ist Baustatik à la Pfahlbauer: Damit ihre Häuser nicht im weichen Untergrund einsanken, steckten die Pfahlbauer die Spitzen der Hauspfähle in durchlochte Holzbretter. Diese sorgten auf dem Boden für Widerstand und die gewünschte Stabilität.

© Kantonsarchäologie Aargau
Ansprache : Pfahlschuh
Material : Holz
Datierung : Ca. 1650 v. Chr.
Sonstiges : Fundstelle: Beinwil-Ägelmoos, Hallwilersee
Kupferdolch
Unter einem Pfahl in der Seeufersiedlung von Reute in Oberschwaben fand sich eine der ältesten Dolchklingen aus Kupfer. Die drei erhaltenen Nieten dienten zur Befestigung des Griffs aus Holz oder Knochen. Kupferdolche waren selten und wertvoll und für den ehemaligen Besitzer sicher eher Prestigeobjekt als Werkzeug.

© Landesmuseum Württemberg, P. Frankenstein / H. Zwietasch
Ansprache : Dolchblatt mit Nieten
Material : Kupfer
Datierung : Jungsteinzeit
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Legt Euch in die Riemen!
Der Einbaum, der 1880 in Wingreis entdeckt wurde, mass zu dem Zeitpunkt 9,55 m (zwischenzeitlich ist er beim Trocknen um 15 cm geschrumpft). Er wurde von Victor Gross, einem Arzt und bekannten Amateurarchäologen, nach La Neuveville gebracht. Von den über 100 urgeschichtlichen Booten, die in der Schweiz seit 1850 entdeckt wurden, konnten kaum mehr als zehn erhalten werden. Dieser Einbaum konnte dank des verwendeten Eichenholzes überleben und auch durch das von Dr. Gross angewandte Konservierungsverfahren mittels heissen Leinölbäder und Kolophonium.
Dieses Boot aus der Bronzezeit wurde aus einem einzigen Baumstamm gefertigt und mit Hilfe verschiedener scharfer Werkzeuge, wie Beile, Dechsel und Meissel bearbeitet. Es wurde aber nie fertig gestellt und nie zu Wasser gelassen, wie der noch nicht vollständig ausgehöhlte Boden zeigt. Die Aussparungen für die Ruder, die seitlich zu sehen sind, wurden im 19. Jahrhundert hinzugefügt.

© musée d'art et d'histoire, La Neuveville
Schön praktisch
Schönheit und tägliche Körperpflege waren bereits in der Jungsteinzeit wichtig: Rund 5000 Jahre alt ist der Kamm aus der Siedlung Zug Riedmatt. Kämmen entwirrt die Haare und hilft, Ungeziefer wie Läuse loszuwerden. An einer Schnur befestigt, kann der kunstvoll geschnitzte Kamm auch als Schmuckstück um den Hals oder am Gürtel getragen werden.

© Museum für Urgeschichte(n) Zug, Res Eichenberger

Das Dorf im Moor
1905 entdeckt der Biberacher Zahnarzt Heinrich Forschner eine bronzezeitliche Siedlung im südlichen Federseeried. Durch Grundstückskäufe gelingt es ihm, den Fundplatz zu sichern. 80 Jahre später wird die „Siedlung Forschner“ ausgegraben und berühmt: als einzige stark befestigte Moorsiedlung der Früh- und Mittelbronzezeit nördlich der Alpen.

© Museum Biberach
Ansprache : Diorama
Material : Verschiedenes
Datierung : 2010 (Gerry Embleton, Time Machine AG)

Die eigene Hälfte ging verloren
Zweischalige Formen bestehen aus zwei Formteilen mit einem ausgehöhlten Bereich, die übereinander gelegt werden, um einen "negativen" Hohlraum des gewünschten Gegenstands zu schaffen, in den dann das Metall gegossen wird. Bei diesem bronzezeitlichen Objekt handelr esi sich um die eine Hälfte einer solchen Form, die möglicherweise zur Herstellung von zwei Nadelspitzen diente. Sie ist abgenutzt und an einem Ende gebrochen, denn das Sedimentgestein aus der die Form hergestellt wurde, ist zwar leicht zu bearbeiten aber brüchig. Mit Hilfe von Durchbohrungen - mindestens zwei und je gegenüberliegend auf den beiden Hälften - und einen Holzstift, der diese fixierte, konnten die Gussformhälften perfekt ineinander eingepasst werden. In diesem Fall befand sich das zweite Loch sehr wahrscheinlich auf dem fehlenden Teil des Objekts. Die Gussform wurde in Möringen entdeckt und zeugt von regionaler Metallverarbeitung, auch wenn der überwiegende Teil der Rohmaterialien für Bronze dort nicht vorkamen.

© musée d'art et d'histoire, La Neuveville
Erträumte Pfahlbauten
Dies ist eine der besten Darstellungen des vom „Vater der schweizer Archäologie“, Ferdinand Keller, geschaffenen Mythos von Pfahlbauten, die auf einer riesigen Plattform über den Fluten errichtet wurden. Trotz der Erkenntnisse der Archäologie, welche die zeitliche Tiefe und strukturelle Vielfalt der Feuchtbodensiedlungen zeigen, übt diese romantische Vision weiterhin eine grosse Faszination aus.

© MAH Geneve, Nathalie Sabato
Ansprache : Pfahlbaumodell von de Max Wilhelm Götzinger
Material : Glas, Holz, Balsaholz (?), Karton, Schnüre, Holzfiguren (?), Steine, Pflanzenfasern. Bodenplatte aus Sperrholz
Datierung : um 1870
Wohlgeformt
Ein Krug mit Brüsten, was es damit wohl auf sich hat? Das Gefäss aus Thayngen-Weier (SH) schweigt dazu leider. In ähnlichen Gefässen aus Deutschland fanden Forscher*innen jedoch Spuren des ehemaligen Inhaltes: Birkenteer, Reste von Getreidebrei- oder -schrotsuppe. Letztere könnte mit der Herstellung von Alkohol in Verbindung stehen. Die Gefässe scheinen also wichtig gewesen zu sein für Umwandlungsprozesse

© Museum zu Allerheiligen, Ivan Ivic
Ansprache : Gefäss
Material : Keramik
Datierung : Jungsteinzeit
Sonstiges : Fundstelle Thayngen-Weier

Let's go shopping
Die Pfahlbausiedlung von Stansstad, Kehrsiten NW ist die bislang einzige bekannte prähistorische Siedlungsstelle am Vierwaldstättersee. Seit ihrer Entdeckung 2003 wird die Fundstelle periodisch kontrolliert.

© Staatsarchiv Nidwalden, Fachstelle für Archäologie
Ansprache : Objekte aller Art
Material : Holz, Knochen, Keramik und ganz viel modernes Zeugs
Datierung : Jungsteinzeit und 21. Jahrhundert
Poliertes Steinbeil
Dieses ausgesprochen gut erhaltene Beil wurde während der Ausgrabungen in Consice (VD) „ SousColachoz“ entdeckt, die im Rahmen des Projekts „Rail 2000“ stattfanden. Die Klinge aus Grünstein wurde sorgsam poliert und sitzt noch in ihrem Griff, der aus Eschenholz gearbeitet wurde.

© MCAH, Yves André
Ansprache : Beil
Material : Grüngestein und Eschenholz
Datierung : Mittlere Jungsteinzeit, 3672-3555 v. Chr.

© MCAH, Yves André
Studentenfutter
Verpackt in einem Schraubglas und eingebettet in Watte, lagern die Haselnüsse aus dem Bodensee bereits fast 100 Jahre in der Freiburger Lehrsammlung der Ur- und Frühgeschichte. Typisch für die Frühzeit der Pfahlbauforschung sind von Laien aufgesammelte Objekte, deren Herkunft und Zeitstellung oft unklar ist, die aber dennoch zu Lehrzwecken verhandelt wurden.

© IAW, Abt. Ur- und Frühgeschichtliche Archäologie, Michael Kinsky
Ansprache : Haselnüsse aus dem Untersee bei Wangen
Material : Organische Pfahlbaureste
Datierung : Pfahlbauzeitlich (?)
Lost and Found
Vor 160 Jahren gefunden, vergessen und nun wiederentdeckt. Die zwei Textilfragmente sind die Reste einer Steinschleuder, wie sie in der Geschichte von David gegen Goliath vorkommt. Die Webtechnik mit Brettchen und die spezielle Form setzen viel handwerkliche Erfahrung voraus. Keine einfache Hirtenschleuder also, sondern viel eher Hightech-Jagdgerät oder Kriegswaffe?Auf jeden Fall das älteste erhaltene Exemplar Europas!

© NMB, P. Weyeneth
Ansprache : Schleuder
Material : Leinen
Datierung : Bronzezeit, 1000-900 v. Chr.
Sonstiges : Sammlung Museum Schwab

Pflug von Lavagnone
Der Plug gehört zum Typ Triptolemos. Diese Art von Pflugbau blieb über Jahrhunderte unverändert. Der Triptolemos-Pflug eignet sich zur Bearbeitung leichter, flacher Böden, die zuvor bereits bestellt waren. Er dreht die Grasnarbe um und belüftet dadurch den Boden, was ihn ertragreicher macht. In der Bronzezeit wurde in Italien nur der Triptolemos-Pflug verwendet und er ist auch im restlichen urgeschichtlichen Europa der meist verbreitete Pflugtyp.

© MiBACT
Ansprache : Pflug
Material : Pflug: Eiche, Joch: Birke
Datierung : Jungsteinzeit, ca. 2000 v. Chr.
Beissen die Fische an?
Das Besondere an diesem bronzezeitlichen Angelhaken ist, dass er über zwei Spitzen verfügt. Diese Art Angelhaken macht weniger als 15 % der gesamten urgeschichtlichen Haken aus, die in der Schweiz gefunden wurden. Solche Angelhaken, die den heutigen sehr ähnlich sind, wurden in grosser Zahl gefunden und zeugen von dem hohen Stellenwert des Fischfangs in dieser Zeit. Der doppelte Angelhaken wurde für Raubfische wie Forellen, Hechten, Welsen und Barschen verwendet, die mit Hilfe kleiner, lebender Fischköder gefangen wurden. Die Spitzen unseres Exemplars haben keinen Widerhaken - so können die gefangenen Fische besser abgezogen werden und die Köder bleiben länger am Leben.

© musée d'art et d'histoire, La Neuveville
Die grosse Reise der Holzkeule von Lüscherz
Es war im Februar 1952 als der Amateur-Pfahlbausammler Erwin Dubler aus Erlach im Gebiet der Pfahlbaustation LüscherzDorf in 11/2 Meter Tiefe eine intakte Holzkeule von 52 cm Länge fand. Er bot sie dem Sammler Carl Irletin Twann zum Kauf an. Dieser liess sie im Landesmuseum in Zürich konservieren. Seither ist sie in seinem 1939 eröffneten Museum ausgestellt. Zeitsprung. 2015 trifft eine Email des Landesmuseums für Vorgeschichte in Halle (Sachsen-Anhalt) ein: Sie würden für eine Ausstellung zur «Urgeschichte» des Krieges eine Holzkeule suchen, die 1952 in Zürich konserviert worden sei…. Kein Problem! Stunden später ist ein Foto der «Casse-tête» davon in Halle. Es folgt das Leihgesuch und so reist die Keule, die– wie nun klar wird – zu den wenigen vollständig erhaltenen Exemplaren in Europa zählt, in einer massgeschneiderten Kiste nach Deutschland.In einer mit Samt ausgelegten Vitrine präsentierte sie sich zusammen mit kleineren und grösseren «Kollegen» aus Frankreich, den Niederlanden, Deutschland und mehr. Ob sie stolz war? – In Twann war man es! 2016 kehrte die Keule nach Twann zurück, wo sie nun so etwas wie ein «Star mit internationaler Erfahrung» ist.

© Pfahlbaumuseum Irlet Twann
Ansprache : Holzkeule
Material : Holz
Datierung : ca. 3000 v. Chr.
Prähistorischer Waffenexport
Zwei jungsteinzeitliche Silexdolchestammen aus dem Wauwilermoos. Diese prestigeträchtigen Objekte stammen aus Italien und Bayern und sind Zeugen von weitreichenden Tauschbeziehungen.

© Kantonsarchäologie Luzern
Ansprache : Dolche
Material : Silex
Datierung : Jungsteinzeit / ca. 3800 und 2500 v.Chr.
Wiederentdeckung einer „feinen Klinge“
Jacob Süsstrunk, Lehrer und Gelehrter aus Murten, entdeckte die Fundstelle Ende des 19. Jh. und grub sie akribisch aus. In den 1930er Jahren galt die Fundstelle als komplett erforscht, bis sie bei archäologischen Tauchgängen Ende des 20. Jh. wiederentdeckt wurde.

© SAEF
Ansprache : Klingen und Spitzen aus Silex
Material : Silex
Datierung : Jungsteinzeit, 3600 – 2500 v. Chr.

Ein herzhafter Schluck
Das dünnwandige Schälchen stammt aus der Zug-Oterswil und ist etwa 4800 Jahre alt. Mit einem Durchmesser von knapp acht Zentimetern ist es äusserst zierlich und diente wohl als Trinkschale. Es ist aus der robusten Maserknolle eines Haselstrauchs geschnitzt. Für halbkugelige Gefässe wurden in der Jungsteinzeit häufig solche Knollen verwendet, denn die verworren gewachsene Maserung ist sehr kompakt und reisst kaum auf.

© Museum für Urgeschichte(n) Zug, Res Eichenberger

Dolchklinge aus San Sivino-Gabbiano
Fein gearbeitete Feuersteinklingen, deren Schaft aus Holz, Knochen oder Geweih besteht, scheinen das Markenzeichen der jungsteinzeitlichen Krieger gewesen zu sein. Mit Beginn der Bronzezeit werden die Klingen solcher Dolche zunehmend aus dem neuen Metall gefertigt, nur die organischen Griffe bleiben gleich. Die ältesten Dolchklingen aus Bronze sind manchmal verziert, was darauf hinweist, dass sie etwas von ihrer früheren symbolischen Bedeutung behalten haben.

© MiBACT
Ansprache : Dolchklinge
Material : Bronze
Datierung : Bronzezeit, ca. 2000-1800 v. Chr.
Die Welt der ersten Bauern
Wir sind im kleinen Dorf «Burgäschisee Ost». Frauen, Männer und Kinder bauen gerade ein neues Haus. Mit Steinbeilen wie diesem wurden vor 6000 Jahren Pfahlbauten errichtet. Mit Hilfe von Lebensbildern und Installationen versuchen wir heute, die Funde von damals zum Leben zu erwecken.

© Archäologisches Museum Kanton Solothurn
Ansprache : Steinbeil (Replik)
Material : Stein, Geweih, Leder, Holz
Datierung : Jungsteinzeit, um 3800 v. Chr.

Echt gefälscht
Das Pfahlbaufieber ist mehr als einem zu Kopf gestiegen! Der blühende Markt, der sich im 19. Jh. um die Suche nach Pfahlbaufunden entwickelte, wurde nur noch von der unglaublichen Phantasie der Fälscher übertroffen. Diese 1859 in Concise angekaufte Steinbeilklinge aus Grüngestein, die künstlich in ein Stück Hirschgeweihabfall gesteckt wurde, hatte auf jeden Fall für einen jungsteinzeitlichen Menschen tatsächlich keinen Nutzen.

© NMB, P. Weyeneth
Ansprache : Beil
Material : Grüngestein und Hirschgeweih
Datierung : Jungsteinzeit und 1859 n. Chr.
Sonstiges : Sammlung Museum Schwab

Boden eines Birkenrindengefässes
An der Fundstelle Yverdon-Les-Bains, Bucht von Clendy, wurden 12 Gefässe aus Birken- oder Lindenrinde entdeckt. Dieser Gefässboden mit 12 cm Durchmesser steht stellvertretend für die gefundenen Exemplare. Er besteht aus Rindenstücken, die mit Bast aneinander genäht wurden. Diese Art leichter Gefässe konnte zur Ernte, zur Lagerung oder zum Transport verwendet werden.

© Musée cantonal d’archéologie et d’histoire Lausanne, Fibbi-Aeppli
Ansprache : Gefäss
Material : Birkenrinde
Datierung : Ende der Jungsteinzeit, 2751-2723 v. Chr.

Rätselhaft
Sie erinnerten die Ausgräber an Knöpfe, die rund 200 Kalksteinscheiben aus dem Moordorf Ehrenstein in Blaustein im Tal der Blau. Sie liegen in Größen von 2 bis 15 cm Durchmesser bei Gewichten von 8 bis 260 g vor. Gemeinsam ist ihnen eine doppelte Lochung in der Scheibenmitte und eine einseitige Strahlenzier, die durch Einlagen mit Birkenpech betont war. Vermutlich dienten sie als Verschlüsse, was damit jedoch verschlossen wurde, bleibt rätselhaft.

© Museum Ulm/Stadt Blaustein, M. Grupp
Ansprache : Scheibe, doppelt durchlocht & einseitig verziert
Material : Kalkstein
Datierung : Jungsteinzeit, um 4.000 v. Chr.
Sonstiges : Steckbrief entstand in Kooperation des Museums Ulm und des Steinzeitdorfs Ehrenstein - ehrensteinzeitdorf
Textilherstellung
Hier sieht man ein Knäuel und eine Spindel mit Leinfaden sowie Spinnwirtel aus gebranntem Ton und Stein. Sie stammen aus Chalain (frühere Ausgrabungen) und datieren 2700 - 2600 v. Chr.

© Musée de Lons-le-Saunier (France), David Vuillermoz
Ansprache : Leinenschnur, Spindel und Spinnwirtel
Material : Leinen, Keramik, Stein
Datierung : Jungsteinzeit, 2700-2600 v. Chr.
Ein Plan präzise wie ein Messer
Dieser Fund wurde an der „Pointe de Greng“ entdeckt. Aufgrund ihres ausgedehnten Pfahlfelds ist sie eine der bekanntesten Fundstellen am Murtensee. Unter den guten Bedingungen des niedrigen Wasserstands im Winter 1921 erstellte der Landvermesser Winkler ehrenamtlich einen der ersten Pläne eines Pfahlfelds. Ein Jahrhundert später ist dieses sehr genaue Dokument immer noch eines der wichtigsten Werke für das Verständnis der Fundstelle.

© SAEF

Pechkiesel
Das aus Birkenrinde gewonnen Birkenpech ist der Klebstoff der Steinzeit. Mit den erhitzten Kieselsteinen wurde das noch heiße Pech wie mit einem „Lötkolben“ verstrichen. Warum gerade im Dorf von Ehrenstein im Blautal bei Ulm so viele dieser einfachen Werkzeuge gefunden wurden, ist nach wie vor ungeklärt.

© Landesmuseum Württemberg, H. Zwietasch
Ansprache : Kiesel mit Birkenpech
Material : Kiesel / Birkenpech
Datierung : Jungsteinzeit
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Mein Hund war's nicht!
Das seltsame Objekt aus der spätbronzezeitlichen Siedlung sieht ein wenige wie Hundesch… aus. Das einmalige Objekt ist allerdings ein Zinnbarren aus dem Erzgebirge und diente als Rohstoff für die Herstellung von Bronze.

© Kantonsarchäologie Luzern
Ansprache : Zinnbarren
Material : Zinn
Datierung : Spätbronzezeit
Sonstiges : Fundstelle Sursee Gammainseli
Einbaum
Dieser Einbaum wurde 1806 vor den Ufern von Morges entdeckt. 1823 wurde er Opfer eines heimlichen Bergungsversuchs, bei dem das Heck zerstört wurde. 1877 wurde dann auch der vordere Teil von zwei Genfer Fischern entfernt. Trotz eines Rückgabegesuchs des Waadtländer Staates wurde es von H.-J. Gosse beim Archäologischen Museum eingereicht. Trotz eines Rückholgesuchs des Kantons Vaud, erwarb H.-J. Gosse den Einbaum für das Archäologische Museum

©_MAH Genève, Bettina Jacot Descombes
Schon wieder Fisch
Während der Grabungen 1993 in der Seeufersiedlung Arbon-Bleiche 3 kam eine Topfscherbe zum Vorschein, auf deren Innenseite noch angebrannte Speisereste klebten. Die gut erhaltene Fischflosse belegt, dass in diesem Gefäss vor 5400 Jahren eine Fischsuppe zu lange gekocht wurde.

© AATG
Ansprache : Tonscherbe mit Fischschuppe
Material : Keramik, Fischschuppe
Datierung : Jungsteinzeit
Ein geräuschvolles Schmuckstück
Radförmige Anhänger wurden als Sonnensymbole und Glücksbringer von den bronzezeitlichen Pfahlbauern getragen. Dieses Amulett ist mit dreizehn Zierblechen in Form stilisierter Menschen versehen. Am Körper oder an der Kleidung getragen, gab es bei jeder Bewegung ein klapperndes Geräusch von sich. Ob es seine Trägerin oder seinen Träger dadurch vor Unheil schützen oder bloss Aufsehen erregen sollte?

© Schweizerisches Nationalmuseum, Donat Stuppan
Ansprache : Anhänger
Material : Bronze
Datierung : Bronzezeit, um 1050-850 v. Chr.
Sonstiges : Fundstelle Auvernier (NE)

Figurinen
Sowohl bei der "Antiquitätenfischerei" als auch bei einer neueren Ausgrabung wurden verschiedene plastische Darstellungen entdeckt. Darunter befinden sich Menschendarstellungen, die "sternförmig" oder realistisch sind oder auch Zwitter zeigen. Tierdarstellungen wurden in Form Vögeln, Hirschen oder anderen Vierbeinern gefunden.

© Musée Savoisien, Département de la Savoie, Solenne Paul
Ansprache : Plastische Darstellungen von Menschen und Tieren
Material : gebrannter Ton
Datierung : Späte Bronzezeit, 950-850 v. Chr.
Sonstiges : Inv. 896.720, 896.721, 896.722, 896.723, 896.724.1, 896.725.1, 896.730.1, 70.59.788, D2015.2.12.1 et .2, 896.726, 896.728.1, 896.729.1, 896.727.1, 70.59.998, 897.1159
Früh übt sich
Im Jahr 2007 suchten Taucher den Inkwilersee systematisch nach archäologischen Überresten ab. Dabei fanden sie ein Schwert aus Tannenholz. Durch das Grundwasser von der Luft geschützt, konnte das einzigartige Fundstück rund 3000 Jahre im Seeboden überdauern. Höchstwahrscheinlich ist es ein Spielzeugschwert, mit dem die Kinder das Fechten übten.

© Kantonsarchäologie Solothurn, Martin Bösch
Ansprache : Schwert
Material : Holz
Datierung : Bronzezeit, um 1100 v. Chr.
Sonstiges : Das Schwert ist vom 15. Mai 2021 bis 10. Januar 2022 als Leihgabe im Laténium Neuchâtel ausgestellt.

© Archäologischer Dienst Bern
Abgekupfert
Verschiedene Metallobjekte und ein Gusstiegel belegen dass in den verschiedenen neolithischen Siedlungsphasen in HitzkirchSeematt , Kupfer kontinuierlich verarbeitet wurde. Bei einigen der Objekte handelt es sich um Tauchfunde.

© Kantonsarchäologie Luzern
Ansprache : Gusstiegel und Kupfergeräte
Material : Keramik und Kupfer
Datierung : Jungsteinzeit / 4. und 3. Jahrtausend v. Chr.
Sonstiges : Fundstelle Hitzkirch Seematt
Menhirreihe aus 45 Steinen
In der Bucht von Clendy in Yverdon-Les-Bains, einige wenige Meter östlich der gleichnamigen Pfahlbausiedlung, befinden sich zwei Reihen mit insgesamt 45 Menhiren auf einem Gelände von 100 auf 50 Metern. Sie sind zwischen 0,35 und 4,5 m gross. Die Anlage wurde 1975 entdeckt und 1986 wurden die Steine wieder aufgestellt. Es handelt sich hierbei um die wichtigste Megalithanlage in der Schweiz.

© Musée d’Yverdon et région, Rémy Gindroz
Ansprache : Menhire
Material : Stein, alpine Findlinge
Datierung : Mittlere Jungsteinzeit - Frühe Bronzezeit, 4500-1500 v. Chr.

© Musée d’Yverdon et région, Magali Köning
Kostbares Geschirr für feines Essen
Um 950 v. Chr. brannte die spätbronzezeitliche Siedlung Zug Sumpf komplett ab. Im Schutt blieben zahlreiche Keramikgefässe liegen, die einen enormen Reichtum an Formen und Verzierungen zeigen. Geschirr und festliche Mahlzeiten waren für die Gesellschaft wichtig geworden. Die schwarz polierte Schüssel stammt von einer Töpferin, die ihr Handwerk meisterhaft beherrschte.

© Museum für Urgeschichte(n) Zug, Res Eichenberger

Glasklarer Fall
Der Schüler Willi Seger fand Anfang der 1920er Jahre in der Seeufersiedlung Ermatingen-Westerfeld diese jungsteinzeitliche Pfeilspitze aus Bergkristall. Projektile aus diesem Rohmaterial sind sehr selten. Das Glanzstück wurde vom Finder liebevoll in einem Schächtelchen für Hennessy-Cognac aufbewahrt.

© AATG
Hereinspaziert
Durch solche Türen betraten die Pfahlbauern ihre Häuser. Der Sporn im unteren Teil des Türblattes steckte in der Schwelle und diente so als Drehangel. Durch die Löcher an ihrer linken Seite waren Riemen geführt und die Türe so im Rahmen befestigt. Sie wurde bereits 1868 am Pfäffikersee entdeckt und hat das damalige «Pfahlbaufieber» sicher zusätzlich befeuert.

© Schweizerisches Nationalmuseum, Donat Stuppan
Ansprache : Türblatt
Material : Holz (Weisstanne)
Datierung : Jungsteinzeit, um 3700 v. Chr.
Sonstiges : Fundstelle Wetzikion Robenhausen (ZH)

Schussenrieder Krug
Die Entdeckung der Pfahlbauten löste ab den 1870er Jahren in Oberschwaben große Begeisterung aus. Aus den frühen Grabungen im Steinhauser Ried bei Bad Schussenried stammt dieser verzierte Krug. Gut möglich, dass er ehemals mit Bier gefüllt bei geselligen Runden im Pfahlbaudorf zum Nachschenken herumgereicht wurde.

© Landesmuseum Württemberg, P. Frankenstein / H. Zwietasch
Ansprache : verziertes Keramikgefäss
Material : gebrannter Ton
Datierung : Jungsteinzeit
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Ein 3000 Jahre altes Rad
Das Rad aus Eschenholz von Corcelettes (VD) wurde 1987 entdeckt und lag am Boden des Neuenburger Sees unter einer 15cm Sandschicht. Es ist sehr gut erhalten und wurde mit einem Verfahren behandelt, bei dem das Wasser in den Poren des Holzes durch ein Kunstharz ersetzt wird. Das Rad gehörte zu einem zwei- oder vierrädrigen Wagen. Mehrere Felsbilder des Val Camonica (Norditalien) geben uns eine Vorstellung vom Aussehen der bronzezeitlichen Wagen.

© MCAH, Yves André

© Archéologie cantonale Lausanne, M. Pugin
Birkenteer Kaugummis
Bisher wurden über 200 „Kaugummis“ in der Pfahlbausiedlung von Hornstaad gefunden. Den Zahnabdrücken nach wurden sie vorwiegend von jüngeren Erwachsenen gekaut, entweder zur späteren Weiterverwendung als Klebstoff und Dichtungsmittel, oder aus therapeutischen Gründen z. B. gegen Zahnschmerzen. Möglicherweise kaute man auch nur zum Zeitvertreib, die Geschmacksnote wird als „teerig mit Rauchfleischaroma“ umschrieben und wäre heute eher kein Kassenschlager.

Ansprache : Birkenteerklumpen mit Zahnabdrücken
Material : Birkenteer
Datierung : 3917-3909 v. Chr.
Sonstiges : Literatur: C. Fuchs, Gut gekaut – Die Birkenpechstücke aus Hornstaad-Hörnle In: 4000 Jahre Pfahlbauern (2016) 160 u. Abb. 416; M. Kaiser, Ein vielseitiger Alleskleber – Birkenpech. Ebenda 351.
Milchverarbeitung
Hier sieht man eine Zusammenstellung von Funden, die auf Milchverarbeitung hindeuten:
Käseformen aus gebranntem Ton; Clairvaux La-Motte-aux-Magnins et Chalain (frühere Ausgrabungen)
Näpfchen aus gebranntem Ton, die Milchprodukte enthalten haben; Clairvaux Station VII
Rührgerät für Sahne, hergestellt aus der Spitze einer jungen Tanne; Chalainstation 19 (3900-2600 v. Chr.)

© Musée de Lons-le-Saunier (France), David Vuillermoz
Ansprache : Zubehör zur Milchverarbeitung
Material : Gebrannter Ton, Tannenholz
Datierung : Jungsteinzeit, 3900-2600 v. Chr.
Ein rätselhaftes Täfelchen
Etwa 2000 v. Chr. nahm jemand diese kleine Tontafel, zeichnete einige horizontale Linien mit einer Reihe kreisförmiger Zeichen und brannte sie dann. Was hat er damit gemeint? Was ist das für ein Objekt? Ein Kalender? Ein Amulett? Eine Warenquittung? Ähnliche Objekte wurden in in Italien, Deutschland und Österreich gefunden. Ihre Bedeutung und ihr Zweck bleiben aber ein Rätsel.

© Museo Archeologico della Valle Sabbia
Ansprache : Täfelchen
Material : Ton
Datierung : Frühe Bronzezeit
Sonstiges : Das Objekt war in zwei Teile gebrochen, die mit 20 Jahren Abstand getrennt voneinander gefunden wurden (1986 und 2006)
Giesser aus den Alpen?
Diese Gussform besteht aus Speckstein (Lavez), der in Graubünden vorkommt. Auch der Typ des in der Form gegossenen Rasiermessers ist bisher nur aus dem Alpenraum (Graubünden, Oberösterreich) bekannt. War in der Pfahlbausiedlung Technikum bei Rapperswil-Jona ein alpiner Bronzegiesser tätig?

© KASG
Hutmode...
... in der Bucht am Hinterhorn
Wangen-Hinterhorn 1981: Ausgrabungen des Landesdenkmalamtes Baden-Württemberg bringen einen „Spitzhut“ aus Lindenbast ans Tageslicht. Er lag in einer Kulturschicht der „Pfyner Kultur“. Fellartig herabhängende Bastfasern (Vliesnoppen) überdecken das Grundgeflecht und imitieren einen Fellhut. Nicht jeder konnte sich - wie Ötzi - eine Fellmütze leisten!

© Landesamt für Denkmalpflege im Reg. Präs. Stuttgart, Helmut Schlichtherle, Almut Kalkowski, Monika Erne
Ansprache : Textil (Hut)
Material : Lindenbast
Datierung : Jungsteinzeit, ca. 3800 v. Chr.
Sonstiges : Die Herstellung eines Hutes aus Lindenbast war ein Kunstwerk. Durch Abnahme der vertikalen Stränge entstand die konische Form des Grundgeflechtes. Die Vliesnoppen wurden in die horizontalen Zwirnbindungen eingehängt.

Bling-Bling
Als die Steinzeit ihren Namen erhielt, schlummerte dieses Beil aus Kupfer noch in der Erde. Lange Zeit war nicht bekannt, dass die Pfahlbauer der Jungsteinzeit bereits Metall verarbeiteten. Beile aus Kupfer waren jedoch selten und entsprechend wertvoll. Ötzi hatte eines im Gepäck und ganz offenbar waren auch die Pfahlbauer von Thayngen-Weier(SH) stolze Besitzer eines solchen Prestigeobjekts.

© Kantonsarchäologie Schaffhausen, Katharina Bürgin
Ansprache : Kupferbeil
Material : Kupfer
Datierung : Jungsteinzeit
Sonstiges : Fundstelle Thayngen-Weier

Erntemesser aus Lavagnone
Das Erntemesser besteht aus einem geschnitzten Holzkörper und vier Silexabschlägen (bekannt als Teile von Sichelklingen), die mit Harz befestigt wurden und so die Schneide bilden. Der Griff besteht aus Eiche und ist am Ende scharf gebogen, so dass das Getreide am Stiel mit einem einzigen Schnitt geerntet werden kann.

© MiBACT
Ansprache : Erntemesser
Material : Eiche und Silex
Datierung : Jungsteinzeit, ca. 2000 v. Chr.
Miniatureinbaum
Bei diesem Miniaturinbaum aus Lindenholz handelt es sich vermutlich um ein Kinderspielzeug. Er misst 34 cm und wurde aus einem einzigen Holzstück geschnitzt. Dieses Objekt von der Fundstelle "Yverdon-Les-Bains, baie de Clendy" erinnert an Einbäume, wie sie in der Bronzezeit und in der Jungsteinzeit am Neuenburgersee verwendet wurden. Er ähnelt dem 11 m langen Einbaum aus Eiche von Corcelettes, der in die Spätbronzezeit datiert wird (ca. 978 v. Chr.).

© Musée cantonal d’archéologie et d’histoire Lausanne, Fibbi-Aeppli
Ansprache : Miniatureinbaum
Material : Lindenholz
Datierung : Jungsteinzeit (Lüscherz), 2718-2705 v. Chr.

Archäologie als Geschäftsmodell
Im 19. Jh. war Robenhausen ein Zentrum der Pfahlbauforschung. Um seine Grabungen zu finanzieren, verkaufte der Landwirt und legendäre Pfahlbauforscher Jakob Messikommer Funde in die ganze Welt. Auch Modelle gehörten zum Portfolio: 30 Franken der Pfahlbau im Masstab 1:20 – kein Pappenstiel. Pfahlbaufiebrige Museen in ganz Europa rissen sich dennoch darum.

© Museum Wetzikon, G. Flüeler
Ansprache : Hausmodell
Material : Holz, Lehm, Schilf
Datierung : 19. Jh. n. Chr.
Schwerter und Gussform
Die Fundstelle von Grésine ist die einzige europäische Fundstelle, in der Schwerter als auch eine entsprechende Schwertgriffgussform zusammen gefunden wurden. Dies wird als Hinweis gedeutet, dass hier sehr wahrscheinlich auch eine Produktionsstätte angesiedelt war.
Offensichtlich wurden die Griffe erst an die bereits erstellten Klingen gegossen.

© Musée Savoisien, Département de la Savoie, Solenne Paul
Ansprache : Schwerter und Gussform
Material : Bronze (Schwerter), Molasse (Gussform)
Datierung : Späte Bronzezeit, 950-850 v. Chr.
Sonstiges : Inv. 896.443, 896.444 und 897.1068
Importware
Qualitativ gutes Rohmaterial wurde schon vor 5000 Jahren geschätzt und daher kein Aufwand gescheut: Aus dem 800 km entfernten Grand-Pressigny (F) wurden Silexdolchklingen importiert, die aus dem minderen Rohmaterial aus der näheren Umgebung in dieser Form nicht angefertigt werden konnten. Das Rohmaterial weist eine typische honiggelbe Färbung auf.

© Amt für Städtebau - Unterwasserarchäologie Zürich
Ansprache : Dolchklinge
Material : Silex
Datierung : Jungsteinzeit (Schnurkeramik)
Schlag auf Schlag
Deutlich sind bis heute die Spuren des Bronzebeils zu sehen, mit dem man den Holzpfahl anspitzte. Aus hunderten solcher Pfähle errichtete man 1490 v. Chr. die Pfahlbausiedlung bei Feldbach Ost. Die Pfähle wurden 2003 geborgen und konserviert.

© KASG
Mit Pfeil und Bogen auf der Pirsch
Bewaffnet mit Pfeil und Bogen gingen Menschen der Jungsteinzeit auf die Jagd. Auf ihrem Speiseplan standen Hirsch, Reh und Wildschwein, aber auch Bären, Biber und Füchse wurden wohl ihres Felles wegen gejagt. Die meisten jungsteinzeitlichen Bögen wurden aus Eibe hergestellt. Das harte und zugleich elastische Holz eignete sich ausgezeichnet um qualitativ hochstehende Bögen herzustellen.

© Schweizerisches Nationalmuseum, Jörg Brandt
Ansprache : Pfeilbogen
Material : Eibenholz
Datierung : Jungsteinzeit, 4. Jt. v. Chr.
Sonstiges : Fundstelle Sutz-Lattringen

Werkzeug, Schmuck, Statussymbol?
Das Knochenfragment ist mit feinen Einritzungen verziert und weist am Ende die Überreste einer Lochung auf. War dieses Stück lediglich hübsches Accessoire, eine Auszeichnung oder Symbol für den Status der Trägerin/des Trägers? Oder erfüllt es eine praktische Funktion, die sich uns nicht erschliesst?

© Amt für Städtebau - Unterwasserarchäologie Zürich
Ansprache : Anhänger
Material : Knochen
Datierung : Jungsteinzeit (Horgen)
Angewandte Physik
Georg Sulger, Mitbegründer des Pfahlbaumuseums fand diesen Teil einer Pfahlhauskonstruktion in Unteruhldingen „Stollenwiesen“. Die Holzplanke, ein „Pfahlschuh“, war zentral quadratisch durchlocht worden. In dieser Öffnung steckte noch die Spitze eines Hauspfahls. Damit wurde ein Absinken des Pfahls im tiefgründigen Seegrund verhindert und das Gewicht, das der Pfahl tragen musste auf eine größere Fläche verteilt. Letzten Endes ist das wie beim Skifahren: Skier verhindern ein Einsinken im Schnee.

© Museum Unteruhldingen, P. Walter
Ansprache : Architekturelement
Material : Eiche
Datierung : Bronzezeit, 9. Jh. v. Chr.

Giebel
Dreieckiger Giebel aus Holz (Haselnuss und Klematis); Chalain station 3 (um 3000-2900 v. Chr.)

© Musée de Lons-le-Saunier (France), David Vuillermoz
Ansprache : Geflecht aus Holz
Material : Haselnuss und Clematis
Datierung : Jungsteinzeit, 3000-2900 v. Chr.
Exotische Formen aus lokalem Ton
Der Töpfer oder die Töpferin, die dieses Gefäss aus lokalem Ton an den Ufern des Bieler Sees hergestellt hat, hat das Handwerk irgendwo zwischen Burgund und Franche-Comté erlernt. Das ist zumindest eine der plausible Erklärungen für den Keramikstil. Die Mischung aus Rohmaterial, Form und Technik zeigt die Dynamik in der Weitergabe von Keramiktraditionen in einem grossen geografischen Gebiet.

© Archäologischer Dients des Kantons Bern, Ph. Joner

Barfuss - sicher nicht!
2017 wurden an der Schifflände-Maur Fragmente von über 40 jungsteinzeitlichen Flechtschuhen gefunden. Sensationell! Anderweitig sind nur vereinzelte Stücke prähistorischer Schuhe bekannt. Momentan arbeitet ein internationales Team an detailgetreuen Kopien, um neue Erkenntnisse über das prähistorische Schuhmacherhandwerk zu gewinnen.

© Archäologie und Denkmalpflege für den Kanton Zürich, M. Bachmann, bearb. B. Fath
Ansprache : Geflecht, Bastschuh
Material : Lindenbast
Datierung : Jungsteinzeit (Horgen)
Sonstiges : Zwei der Funde sowie eine detailgetreue moderne Kopie können vom 12.04.-31.10.2021 in der Sonderausstellung „die Pfahlbauerin Maur – bequemer laufen“ besichtigt werden.
Irren ist menschlich
In Robenhausen entdeckte der Landwirt Jakob Messikommer Textilreste und schickte sie dem damaligen Spezialisten für Pfahlbaufunde, Ferdinand Keller. Der hielt es für unmöglich, dass dies aus der Pfahlbauzeit stammen sollte: «Wo ist ein Webstuhl, der auch in seiner einfachen Form ein relativ sehr kompliziertes Instrument ist, bei einem Volke zu denken, das kein Metall kennt?»

© Archäologie und Denkmalpflege für den Kanton Zürich, M. Bachmann
Ansprache : Textilien zwischen Glasplatten
Material : Textilien, Glas
Datierung : Jungsteinzeit
Düsenfragment
Diese Düse wurde 1870 an der Fundstelle der Pfahlbausiedlung von Plonjon (Eaux-Vives/Genf) entdeckt. Sie ist in Form eines Pferdehalses gebogen und war mit einem Blasebalg verbunden, mit welchem eine Feuerstelle befeuern konnte. Dieser Fund, ebenso wie der von Hämmern, Meißeln, Stempeln, Molasseformen, Fehlgüssen und anderen Gussabfällen, zeugt von der Werkstatt eines Bronzegiessers.

© MAH Geneve
Ansprache : Düse in Form eines Tierkopfes
Material : gebrannter Ton
Datierung : Späte Bronzezeit, 1350-700 v. Chr.

Impressum
Idee:
Ludivine Marquis, Jonas Kissling, Pierre Harb, Barbara Fath
Programmierung und Design:
Steffen Krauth, lautschrift - agentur für visuelle gestaltung und kommunikation
Beiträge:
Texte und Bilder sind Eigentum der jeweiligen Projektpartner. Wir bedanken uns herzlich dafür, dass wir sie für das Projekt "10 Jahre - 100 Geschichten" verwenden dürfen.

Datierung : 2021