FR-74-03

Blick aus südlicher Richtung auf die Bucht von Touges. Rechts: Uferbefestigung zum Schutz des Schilfgürtels; im Hintergrund das schweizerische Ufer mit dem Jura © MC - DRASSM, Y. Billaud

  Chens-sur-Leman  |     Littoral de Chens-sur-Leman

Kurzbeschreibung
Bereits ab der Mitte des 19. Jahrhunderts wurden am Ufer von Chens-sur-Léman mehrere Fundstellen ausfindig gemacht und Funde gesammelt, jedoch noch ohne Unterscheidung der Herkunft. 1987 wurde für die Bucht von Tougues wegen eines umfangreichen touristischen Erschliessungsprojekts eine Bewertungsaktion durchgeführt. Dabei wurden Bohrproben aus den organischen Schichten entnommen. Durch eine Sondierung konnte ihre Stratigraphie geklärt werden, wobei sich drei Gruppen mit umfangreichem archäologischen Material unterscheiden liessen. Danach fanden nur noch gelegentlich Untersuchungen statt. Im Jahr 2018 wurde die Station im Rahmen der Überwachung überprüft. Die Fundstellen in der Pufferzone - vier bronzezeitliche und zwei jungsteinzeitliche - wurden ebenfalls überprüft, so dass ihre Dokumentation vervollständigt werden konnte.

Bronzezeit

Späte Bronzezeit, 1071- 859 v. Chr.

Genfersee

369 m.ü.N.N.

Größe Fundstelle 0,93 ha / ca. 1 Fussballfeld

Größe Pufferzone 92,6 ha / ca. 130 Fussballfelder

Besonderheiten & Highlights
Die Fundstelle ist zwar nur teilweise erhalten, aber für das Genfer Becken, in dem die Erosion besonders stark, dennoch aussergewöhnlich. Die Schichtenfolge ist von besonderer Bedeutung und bisher einzigartig. Neben Keramik, deren Entwicklung über mehr als zwei Jahrhunderte nachverfolgt werden kann, kamen in einem Sondageschnitt auch organische Materialien zutage. Besonders bemerkenswert sind hier die Reste eines Rads aus verkohltem Holz, anhand derer seine komplexe Konstruktion nachvollzogen werden kann. Es ist vergleichbar mit dem Rad, das von VD Grandson / Corcelet am Neuenburgersee.

Kleines Keramikgefäß (H.: 9,5 cm) , das die Form von Bronzegefäßen nachahmt, die als Prestigeobjekte nördlich der Alpen bis in die späte Bronzezeit in Umlauf waren © MC – CNRAS, DRASSM, É. Champelovier

Aktuelle Aktivitäten
Eine Bojenreihe markiert die Bootsverbotzone im Bereich um die Fundstelle. An der Fundstelle selbst wird die Entwicklung der Sedimentüberlagerung durch eine Reihe von Messpunkten überwacht. Bis heute befindet sich die Fundstelle in einer besonderen, vor Erosion geschützten Lage, steht aber dennoch unter besonderer Beobachtung. Gleiches gilt für die Überdeckung der archäologischen Überreste durch  Quaggamuscheln (Dreissena bugensis), ein Problem, das seit 2018 an Bedeutung gewinnt.

Pfahlbauten hautnah
Die Fundstelle liegt 2-3 mit unter der Wasseroberfläche und ist daher vom Ufer aus nicht direkt sichtbar. Das Betreten der Fundstelle ist verboten.
Eine Auswahl an Funden, darunter auch das Rad ist in der Ausstellung des „Observatoire régional des lacs alpins“ im Musée Château d’Annecy zu sehen:

Musée Château d’Annecy
Place du château
74000 Annecy
+33 (0)4 50 33 87 30 / +33 (0)4 50 33 87 34
musees@annecy.fr / reservation.animations@annecy.fr
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